Handwerk hat goldenen Boden. Ein altes Sprichwort, welches wohl nie an Wahrheit verliert. Die moderne Lehrlingsausbildung ist schwerpunktmässig im Bereich Computertechnik angesiedelt. Ein Handwerkslehrling in der Neuzeit verbringt mehr Zeit am PC als an der Werkbank. Ausbildung am PC gehört sicherlich dazu, aber in den letzten Jahren hat sich der Trend zur Computerarbeiter derart verstärkt, dass es eine Ausbildung im klassischen Handwerk kaum mehr gibt.
Das Zeitgemässe hat natürlich auch durchaus seine Berechtigung, denn die Zeit geht weiter, aber man darf niemals vergessen, auch in Zukunft werden die Menschen Hände haben und sollten auch Freude an ihrer Händearbeit haben dürfen. Denn der Begriff Handwerk ist kein abstraktes Kunstwort, sondern ein natürlich gewachsenes Substantiv. Leider werden Lehrlinge seit einigen Jahren kaum mehr in der ursprünglichen Bedeutung des Handwerks ausgebildet und sind deshalb nach Abschluss der Berufsausbildung keine echten Handwerker. Die Ausbildung stellt den Begriff Handwerker unter gänzlich falschen Namen da. Denn mit echten, wahren Handwerk kommen nur wenige Auszubildende in Berührung. Feile, Hammer und Amboss, kaum ein Lehrling/Auszubildender hat noch physischen Kontakt zu diesen Ur-Werkzeugen.
Alte Meisterkunst ist gefragt
Handwerker der vorigen Generationen wussten noch nichts von der überhandnehmenden Bedeutung der Computer und hatten in deren Jugend nahezu keinen Kontakt zu Elektronik. Der Schwerpunkt lag wie seit tausenden von Jahren auf der Kunst allein mit den Händen etwas zu schaffen, ohne PC-gesteuerte Technik. Diese Übung und diese Ausbildung verhalf so manchem Lehrling von damals ein Meister seines Handwerkes zu werden. Manuelle und feinmotorische Tätigkeit von frühester Jugend an schafft unglaubliche Geschicklichkeit und bildet den beruflichen Charakter am meisten. So werden die alten Meister zu immer gefragteren Menschen, egal wo auf der Erde sie sich niederlassen.
Kunden fahren 100 Kilometer bis ins Schlosserhaus
Auch wenn uns die Industrie gerne einreden will, dass wir in einer Wegwerfgesellschaft leben, so ist Wahrheit eine andere. Kein gesund denkender Mensch wirft sein teuer erworbenes Eigentum einfach in dem Müll und kauft sich was neues, nur weil das so ist. Der Löwenanteil der Menschen versucht jemanden zu finden, der seine liebgewonnen Dinge wieder reparieren und in Stand setzen kann. Das wird aber immer schwieriger, weil die heutigen Lehrlinge/Auszubildende nichts mehr reparieren können und nur Ersatzteiltauscher geworden sind.
Aus diesem Grunde nehmen eine Unzahl an Leute die Mühe auf sich und reisen aus bis zu hundert Kilometer Entfernung zu den echten und immer selten werdenden Handwerksmeisterbetrieben. Einzig deshalb, weil hier noch ein Meister seines Faches arbeitet und der neben der modernen Berufswelt in seinem Metier auch die Facharbeit seines alten Handwerks kennt und beherrscht.
Aus der Praxis
Hier zum Beispiel in das Schlosserhaus von Herrn Michael Bübl, im Weinviertel vor den Toren Wiens. Michael Bübl ist dreifacher Handwerksmeister (Schlosser, Schmied, Mechaniker). Der Meister repariert mit Sorgfalt, Mühe und gewissenhaft auch antike und ältere Schlösser aus vergangen Zeiten.
In der Region als auch aus Wien kommen Leute mit ihren Wünschen an den Meister heran.
Die Menschen hängen an ihren liebgewonnen Dingen und haben nicht selten einen weiten Weg hinter sich um hier im Schlosserhaus Hilfe zu finden. Heute findet sich schon sehr schwer ein Meister der alten Kunst, weiss Herr Bübl.
Ein Beispiel aus jüngsten Tagen, will der Meister hier kurz noch erzählen:
„Ein hundert Jahre altes Schloss, passend zu dem Alt-Wiener-Hausstil der Hausherrin brachte vor wenigen Tagen jemand zu mir.Ich musste einen Schlüssel nach Schloss anfertigen, weil der alter im Laufe der Jahre verschlissen war. Diese Dinge mache ich gern, es ist eine Art „Freundschaftsdienst“ für mich und macht mir Spass.“
Der Schlossermeister fügt hinzu und schüttelt dabei den Kopf:
„Es ist schockiert und mach nachdenklich zu wissen, dass Lehrlinge/Auszubildende alles mögliche in ihr Hirn rein pauken müssen, nur nicht das Handwerk an sich selbst.“
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Vorder- und Rückseite eines geliebten Schlüsselanhängers mit Schutzengerlmotiv
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Uralte mechanische Schlüsselfräsmaschine
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100 Jahre altes tosisches Schloss
100 Jahre altes tosisches Schloss