Ein Knochenjob für echte Grossstadt Desperados!
Im Berufsfeld des Schlüsseldienstlers treffen einige wesentliche Eckkomponenten zusammen. Diese Arbeit vereinigt höchstes Fachwissen mit unmenschlichen Arbeitszeiten (24/7) und einer Bereitschaft zur ununterbrochener Weiterbildung. Die soziale Seite ist nicht einfach und es erfordert einen guten und vorbildlichen Charakter, denn Menschen, die nicht mehr in die schützende Höhle (Wohnung) kommen, benehmen sich mitunter eigen, gelinde ausgedrückt. Tränen, Wut, Kreislaufkollaps und selbst Übergriffe auf den Schlosser sind nicht selten. Das macht ihn wohl zum härtesten, einsamsten und gleichzeitig zum unbekanntesten Job der Welt. Ein Randberuf, wie sonst keiner. So gut wie niemand kennt jemanden, der diese Arbeit verrichtet, die eigentlich keine richtige Arbeit ist. Zumindest nicht im herkömmlichen Verständnis. In Insiderkreisen werden die Männer, welche die „Kernarbeit“ leisten lediglich „Aufsperrer“ oder nur „Sperrer“ genannt. Die Hardcore Szene einer Stadt besteht aus nicht mehr als 10 Maxerln. Dieser harte Kern arbeitet immer selbständig und rund um die Uhr. Anders ist es gar nicht möglich. Wer würde sich sonst um 22.30h, während ganz Deutschland „Tatort“ guckt in seinen Lieferwagen setzen und wildfremden Leuten die Wohnung öffnen, ausser der Chef persönlich? Ein Arbeitnehmer wäre aus arbeitsrechtlichen Gründen gar nicht möglich.
Das Recht auf kein Leben
Nur der Inhaber hat ein Recht auf keine Pause, auf keinen Urlaub auf keine festen Arbeitszeiten und auf kein Mittagsessen. Jahrelanger, oft jahrzehnter langer Stress und Schlafentzug (Keine Nacht, keinen Tag durchschlafen) ist der Begleiter des Handwerkers. Läutet es oder läutet es nicht – das Handy? 3.30h! Ring Ring: „Hallo, ich habe meinen Schlüssel abgebrochen! Kommen Sie sofort!“ Es ist nicht so einfach klatschnass und durchgeschwitzt vom Nervenschweiss das warme Bettchen zu verlassen und einsam und mutterseelenalleine mit einer Tasse Löskaffee im Magen durch die dunkle gottverlassene Stadt zu rollen. Irgendwo hin, irgendwelche unbekannten Menschen erwarten dich, freundlich oder unfreundlich, friedlich oder gewaltbereit. 24 Stunden arbeiten heisst 24 Stunden arbeiten, so einfach ist das. Geschlafen, gegessen, gelebt wird zwischendurch. Zwischen den einzelnen Aufträgen. Das muss genügen! Der Schlüsselmann lebt nebenbei und zwischendurch.
Einsam und hilfsbereit
Er ist ein einsamer und ausgestossener Zeitgenosse ohne Rhythmus und ohne Fixum. Allzeit bereit anderen Menschen zu helfen, und ja der Schlüsseldienst hilft wirklich. Sofort, egal um welche Uhrzeit, binnen weniger Minuten steht der Handwerker parat und gewährt den Ausgesperrten wieder Einlass, im Grunde genommen für einen Pappenstil. So um die 100 Euro ist der Durchschnittspreis für „einmal Tür öffnen“, das ist wahrlich keine Goldgrube, und diese Minisumme, im Verhältnis zum Aufwand, muss oftmals bitter erkämpft werden. Mehr ist entgegen allen Gerüchten und Medienberichten so gut wie nie möglich. Man will ja auf der richtigen Seite des Gesetzes bleiben und die Schwelle zum Wucher und zur Nötigung sind schnell überschritten.
Was tut der Schlüsseldienst nun eigentlich?
- Wer hilft wenn die Tür zufällt?
- Wer kommt, wenn der Schlüssel verloren ist?
- Wer fummelt im Schloss herum, wenn der Schlüssel abgebrochen ist?
- Wer tauscht das Schloss, wenn dem Mieter der Schlüssel mit dem Ausweis gestohlen wurde und er vor Angst schlottert?
- Wer montiert sofort ein massives Sicherheitsschloss, wenn der „Ex“ vor der Tür steht und wütet?
- Wer repariert die Tür, wenn ein Einbrecher einen Besuch abgestattet hat?
- Wer kommt SOFORT, wenn das Kleinkind in Wohnung brüllt, und die Mutter den Schlüssel vergessen hat beim Müll wegtragen?
- Wer öffnet die Tür, wenn die kranke alte Mutter dahinter am Fussboden liegt und die Tochter nicht in die Wohnung kann?
- Wer öffnet die Wohnung, wenn die Katze zum Füttern ist, der Besitzer in Thailand und der nette Nachbar den Schlüssel vergessen hat.
- Wer öffnet raschest die Wohnung, wenn der Topf am Herd steht?
- Wer hilft sofort, wenn es zum Flughafen geht, Koffer und Schlüssel aber noch in der Wohnung liegen?
- Wer öffnet die verklemmte Klotüre, wenn das dreijährige Töchterl dahinter vor lauter Panik sich die Seele aus Leib schreit?
- Wer öffnet die Nachbarwohnung, wenn der zuckerkranke Nachbar mit Zuckerschock dahinter röchelt?
- Wer riskiert ein fettes Knöllchen, weil kein Parkplatz zu finden war und die Kunden es eilig haben?
- Wer fährt zu schnell, weil die Eltern Angst um den Sohn hat, der mit Suizid gedroht hat und es keine Zeit zu verlieren gibt?
- Wer gewährt monatelang Kredit, wenn der Kunde knapp bei Kasse ist?
- Wer kommt bei Minus 22 Grad oder bei Plus 37?
Und das alles ohne Beschädigung und jeden Tag, jede Nacht, auch zu Weihnachten oder am Ostersonntag?
Enormes Fachwissen und aussergewöhnliche Geschicklichkeit
Gute Schlüsseldienste/Schlossermeister sind in der Lage 150 Jahre alte Kellertüren bis hin zum modernsten Sicherheitsschloss in fast jedem Fall ohne Beschädigung aufzusperren. Das wird vom Kunden verlangt und vom Experten/Schlossermeister erfüllt! Dutzende Systeme, unzählige Patente, unendlich viele Schlosstypen und Fabrikate sind im Kopf jedes kompetenten Schlüsseldienstes. Von der Grablaterne bis zur stählernen Sicherheitstüre dies muss jeder Schlosser binnen weniger Minuten ohne zu zerstören aufsperren können. Und da haben wir noch gar nicht über Fahrzeuge gesprochen. Einen 2016er S-Mercedes oder 1977 Ford, das kann sich kein Schlüsseldienst aussuchen. Der Anruf lautet: „Ich habe meinen Schlüssel im Kofferraum vergessen. Es handelt sich um einen zwei Jahre alten Opel, (VW, BMW, Toyota,….)“ Der Schlüsseldienst muss alles können. Am Parkplatz des Shoppingcenters bei 35 Grad in der prallen Sonne, wenn der Hund im Auto eingesperrt ist und nur mehr röchelt, dann muss ihn der Schlüsseldienst befreien. Ohne Beschädigung, ohne Zerstörung, ohne Fenster einzuschlagen, das ganze schnell und günstig.
Tresore
Welcher selbstlose Mensch ausser eines Schlüsseldienstes arbeitet die ganze Nacht durch und öffnet den Tresor des Anwalts, weil Papiere für die morgendliche Gerichtsverhandlung im Panzerschrank sind und es um Millionen oder um die Freiheit seines Klienten geht?
Nebenbei ist es eine extrem gefährliche Angelegenheit Tresore zu öffnen, da manche Menschen die Panzerschränke mit Sprengladungen präparieren, um den Inhalt bei unbefugten Öffnen zu zerstören. Nicht jeder will, dass pikante Bilder, Beweismaterial, Erpressungsmaterial oder verbotene Gegenstände in die Hände von Gegenspielern oder Justiz fallen.
Der sozialste Job der Welt
Neben diesen nicht alltäglichen Aufträgen gibt es praktisch täglich Einsätze, die stillschweigend von jedem Schlüsseldienst hingenommen werden. Alleinerziehende Mütter, eingeschüchterte Kinder oder Jugendliche, ausgesperrt aus der elterlichen Wohnung, völligst verarmte Mitbürger, totkranke Mitmenschen, die ihre Schlüssel vergessen hatten als sie die Rettung holte, die Liste der unbezahlten Einsätze ist lang, sehr lang. Im Laufe eines Berufsleben summieren sich die Wohlfahrtsaufträge garantiert auf 1000, das allein macht in Geldwert etwa 100 000 (!) Euro an Geldleistung für die Allgemeinheit und ärmeren Bevölkerungsschichten.
Was ich mir wünsche?
Respekt und Ansehen für diesen sozialen Beruf
Weniger negative Berichte in den Medien, vielleicht sogar mal etwas positives!
Wenn niemand da ist, der Schlüsseldienst hilft!