Einige Menschen können es nicht verstehen, dass ich keinen Rasenmäher besitze. Zugegeben, der Garten sieht etwas verwildert aus, aber nur auf den ersten Blick. Schaut man nämlich genauer hin, dann offenbart sich eine Wunderwelt, die dem Kurzrasen-Pedant verschlossen bleibt. In meinem echten Naturgarten wohnen viele seltene, ja sogar vom Aussterben bedrohte Tierarten. Das gefällt den Tieren, und das gefällt auch mir. Jemanden, der sich nicht gegen tödliche und rohe Gewalt wehren kann, zu helfen und eine Unterkunft zu gewähren, das ist gelebte Menschlichkeit.
Der Lohn für den Verzicht auf Nutzgarten mit Golfrasen ist grösser als erwartet. Mitten im Unterholz sah ich etwas kriechen. Einen Käfer, einen grossen Käfer. Bei genauer Betrachtung wurde mir enorme Freude zuteil. Vor meinen Füssen in all den vermoderten Gehölz und Biomasse sass ein extrem seltener Nashornkäfer und freute sich seines Lebens und, wenn er sprechen könnte, hätte er mir seinen Dank ausgedrückt. Dass er in dieser zerstörten Welt ein kleines Fleckchen Erde gefunden hatte, auf dem krabbeln und leben darf. So etwas zu finden, das ist nicht so einfach geworden.
So freuten wir uns beide! Der Käfer und ich.
Man muss nicht alles abschneiden.