Eine Sax Typ Analyse
von Michael Bübl – Wiener Schlossermeister und Saxliebhaber
Einen nicht ganz ernst gemeinten und humovoollen Text über die verschiedenen Saxophontypen – Mit Wahrheitskern
Das Sopran:
Dieser Mann liebt die Herausforderung! Er liebt das selbsbewusste, das zickige Weibliche. Das sexy Sopi lässt sich nicht unterkriegen, es lässt sich nicht beherrschen, es macht was es will. Unter dem zarten runden Körper verbirgt sich ein willenstarkes Wesen. Mal lässt es den Spieler walten und fügt sich widerstandslos, mal quietscht und quieckt es schrill. Genau das ist der Reiz am Sopran, nie zu wissen, wie man dran ist. Ist es willig oder störrisch, das ändert sich von Atemzug zu Atemzug. Wer noch ein draufsetzen will, und sich so richtig die Hörner abstossen will, der greift zur Femme fatale, zum gebogenen Sopran. Jeder Ton wird zum Kampf, jeder Takt zur Schlacht, und jede Gig zum Krieg. Aber wenn man das Sopran bändigt, dann ist es des Saxophonisten Euphorie.
Das Alto:
Der Altist möchte ein einfaches Leben mit einem einfachen Partner führen. Widerspruch oder Eigenleben des Partners mag er nicht. Ist auch nicht vom Alto zu erwarten. Das Motto lautet: 100 Jahre Friede, Freude, Eierkuchen.Was der Spieler befiehlt wird ohne Widerrede ausgeführt. Der Altoliebhaber ist der Dominante in dieser Beziehung und duldet keinerlei Selbstverwirklichung seiner Blechfrau. Ein lineares Musikerleben ohne Überaschungen steht bevor. Alle Initiativen gehen von einer Person, dem Altisten aus. Wie man hineinruft, so schallt es zurück. Alles einfach, alles klar!
Das Tenor:
Der Saxophonist sucht einen Kumpel und findet ihn mit dem Tenor. Es ist ein guter Freund, ein gleichberichtigter Kollege zu allen Zeiten. Beide sind sich einig, keiner will dem anderen etwas aufzwingen, keiner will die Führung übernehmen. Das Tenor ist der perfekte Kumpel mit dem man zwanglos in der Kneipe abhängen kann. Jedem sein Bier, jedem sein Fussballverein. Man trifft sich um zu spielen, ohne viel zu quatschen oder zu meckern. Niemals tauscht man Intimitäten aus, alles private ist tabu. Zwanzig, dreissig, oder vierzig Jahre trifft man einander ohne Langeweile, ohne Streit oder Eifersucht. Ein Mann und sein bester Freund, eine Männerfreundschaft fürs Leben.
Das Bariton:
Dies ist ein eigener Typus. Der Baritonspieler ist der eigentlich Devote in der Beziehung, selbst wenn er sich dieser Tatsache nicht immer gänzlich bewusst ist. Das tiefe Horn beherrscht den Untertan und keinesfalls umgekehrt. Das Bariton gibt den Ton vor, der Mann dahinter ist der Handlanger des mächtigen Körpers mit dem befehlerischen Charakters. Für Spieler, welche sich gerne führen lassen, ist dies die ideale Wahl. Unter der Herrschaft des Baris gelangen sie zur Hochblühte, hat es doch enorme Vorteile, dem Partner die schwere Arbeit verrichten zu lassen, und sich selbst auf die erotischen Genüsse des Spiels zu konzentrieren. Sich ganz dem Vergnügen hingeben zu können, das ist wahre Grund den Griff zum Bari zu wagen.
Das Basssax
Wer ein Bass beherrscht, ist der CEO, der Konzernchef, der Maharadscha. Er steht über allen und sein gewaltiger Ton dominiert ohne geringsten Zweifel. Wer zu diesem Monster greift, der ist sich seiner Rolle als Big Boss klar. Nicht immer ist dies ein Vorteil, aber wer die Veranlagung zum Imperator in sich trägt, der kann nicht aus und trägt die Last der Verantwortung. Alle Augen und Ohren auf sich gerichtet zu haben ist eine schwere Bürde, doch das High des Sieges und der Beste der Besten zu sein lässt die Ängste und Anstrengungen verschwinden und gibt dem Herrn des tiefen Tons das Gefühl des ewigen Leben und einen Hauch von Unsterblichkeit. Ein Bass zu spielen ist ein religöses, ein mystisches Erlebnis. Es ist Okkultismus hautnah, und einziges Mal gefühlt, zieht es jeden Spieler in den Bann und lässt ihn nie mehr wieder frei.
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