Als Schlossermeister habe ich in meinen vielen Jahren Praxis schon einige Türen und Tore gesehen. Werden so an die 100 000 gewesen sein. Also eine ganze Menge. Aus Holz, aus Metall, aus Glas, aus Kunststoff, oder sonst einem Material. Es waren grosse und kleine, winzige und riesige, dünne und dicke Türe, aber alle hatten eines gemeinsam. Sie waren alle gerade. Dieser Tage jedoch hatte ich zu meinem Erstaunen das erste Mal Kontakt mit einer gebogenen Tür. In einer 1000 Jahre alten Kirche erfuhr ich erstmals, dass es auch runde Holztüren gibt. Wahrscheinlich war dies die Idee eines ehemaligen Kirchenfürsten, der einen besonders begabten Kunsthandwerker die Chance gab ein solches Kunstwerk zu erschaffen. Da ich Schlosser bin und kein Tischler, kenne ich den genauen Schwierigkeitsgrad nicht, aber es ist anzunehmen, dass dies nur sehr schwer herzustellen ist. Nur ein echter Künstler (Kunsthandwerker) ist in der Lage eine runde Holztür zu schreinern.
Ambivalentes Verhältnis zur Kirche
Man kann der Kirche gegenüberstehen wie man möchte, mit Hass oder Liebe, aber eines steht ausser Zweifel fest: Die Kirche war und ist der grösste Mentor und Freund des (Kunst)Handwerkers. Keine andere Institution fördert und unterstützt das wertvolle Handwerk wie die Kirche. Ohne sie wäre der Grossteil der begabten Künstler arbeitslos, oder gar verhungert, und die Welt wäre ärmer an Schönheit.
Es handelt sich um Stadtkirche in Stockerau in Niederösterreich, in der einst der Heilige Koloman begraben wurde.